„Don’t grow up, it’s a trap!“ Das wohl bekannteste Zitat aus dem Film Peter Pan warnt eindringlich davor, erwachsen zu werden. Dabei ist Älterwerden doch in Wahrheit ein Privileg, das vielen leider verwehrt bleibt. Genau in dieser kleinen, aber feinen Unterscheidung liegt der Knackpunkt: Man kann an Jahren reifen, muss aber nicht zwangsläufig ‚erwachsen‘ sein – zumindest, was Weltanschauung, Offenheit und Spaßfaktor betrifft. An dieser Stelle könnte ich mich jetzt ganz leicht in der Suche nach Begriffserklärungen verlieren und vor allem in ausuferndes Philosophieren geraten – denn, was bedeutet ‚erwachsen sein‘ überhaupt?
International Peter Pan Day
Am heutigen internationalen Peter Pan-Tag möchte ich eine Lanze für das innere Kind in uns brechen. Eine Ode an im Herzen Junggebliebene richten. An uns alle appellieren, gut auf unser jüngeres Ich aufzupassen, das es auch im Erwachsenenalter noch zu beschützen gilt – vielleicht sogar mehr denn je. Im Alltag sind wir so stark eingebunden in ein Netzwerk aus Pflichten und Aufgaben, dass Quality Time für viele von uns ein Luxus geworden ist. Einfach mal die Seele baumeln lassen, nicht an morgen, nächste Woche oder nächstes Jahr denken, im Augenblick präsent sein und keinerlei Verantwortung auf den Schultern spüren. Es gibt so vieles, das wir uns von Kindern abschauen können und ich bin mir sicher, dass einiges davon wieder erlernbar ist für uns! Vielleicht verleihen wir unserem Alltag dadurch allgemein mehr Lebensfreude, ganz sicher warten aber viele Momente puren Spaßes in einer Lebensweise, die wieder näher an die Highlights unserer Kindheit heranrückt.
Was wir von Kindern lernen können – Inspirationen für die eigene Bucket List
Peter Pan, James M. Barries Held aus dem gleichnamigen entzückenden Filmklassiker, lebt als Junge, der nie erwachsen wird, in Nimmerland. Selbstverständlich ist sein Alltag gespickt von Abenteuern, und er erlebt die spannendsten Dinge. Wenngleich wir in unseren Breitengraden selten auf Krokodile und Piraten treffen, können wir doch einige Situationen erzeugen, die auch uns das Gefühl verleihen, ewig Kind zu bleiben. Allen voran, sollten wir uns dringend wieder mal auf eine einzige Sache fokussieren, statt uns immer selbst abzulenken. Wir treiben diese Kunst im Alltag auf die Spitze, wenn selbst unsere Ablenkungsmechanismen Ablenkung erfahren!
Der Verwirrung in euren Augen nach, braucht es hier ein kleines Beispiel: Wenn wir morgens mit der U-Bahn in die Arbeit fahren, wollen wir die Zeit mehr oder weniger sinnvoll für etwas anderes nützen als nur unseren Arbeitsweg. Also setzen wir uns unsere Kopfhörer auf und lassen uns musikalisch beschallen. Soweit, so gut. Weil das an Stimulation aber noch nicht reicht, holen wir was aus der Tasche? Natürlich, unser Smartphone. So sitzen wir also neben den unterschiedlichsten Menschen in vollen Waggons, hören unsere Lieblingslieder und scrollen halbinteressiert durch Instagram, lesen Nachrichten oder stöbern durch Onlineshops. Der komplette Overload für unser Gehirn, sensorisch überstimuliert, merken wir nicht einmal, dass wir unsere Synapsen dadurch eigentlich schon überfordern, bevor unser Tag so richtig beginnt – geschweige denn, was um uns herum passiert. Damit das alles verarbeitbar ist, üben wir jede dieser gleichzeitigen Tätigkeiten nur halbherzig aus und gewöhnen uns dadurch immer intensiver daran, alles auf einmal zu machen, aber unsere Aufmerksamkeit auf nichts so richtig zu lenken. Und ich bin mir sicher, euch fallen weitere dieser Beispiele ein (‚Nebenbei-Fernsehen‘ mit Handy in der Hand unangefochten an der Spitze, I guess).
1.) Wichtigste Lektion also: Handy weg und bewusster durch’s Leben gehen! Versuchen wir doch zwischendurch mal wieder, unseren Fokus auf Kleinigkeiten zu legen. Leute in der U-Bahn anlächeln, statt Smartphone-Zombies zu sein. Beim Blick aus dem Fenster ein nettes neues Café entdecken oder Style-Inspiration durch die Outfits anderer sammeln. Uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf Dinge legen – z.B. bewusst einen Film ansehen und sich dabei genüsslich in Popcorn vergraben, konzentriert einen Podcast hören so wie früher die Bibi Blocksberg-Hörspielkassetten oder sich ein bisschen Kreativzeit gönnen und crafty werden/Mandalas anmalen – kann so entschleunigend wirken und uns ein bisschen der kindlichen Geborgenheit wiederbringen.
2.) Mit offenerem Blick durchs Leben gehen, lässt uns automatisch neues entdecken und wieder mehr ins Staunen kommen. Wenn man über die gewöhnlichsten Dinge genauer nachdenkt, ist eigentlich alles ein kleines Wunder – Strom, Internet, Raumfahrt, aber ebenso riesige Bauten und kleine Schmuckstücke, von bunten Schmetterlingen bis hin zu Medizin. Begeisterungsfähigkeit ist wohl eine der schönsten Eigenschaften von Kindern, die man sich bewahren kann!
3.) Anderen Komplimente machen! Wie oft denken wir im täglichen Leben nette Dinge über andere und behalten diese für uns? Das ist eigentlich völliger Quatsch! Werden wir diesbezüglich schüchterner? Steckt eine Art Sozialphobie oder Angst vor Zurückweisung dahinter? Sagt doch der Kassiererin direkt, wie freundlich sie ist, und lobt die Kollegin für Ihre tolle Idee, den großartigen Look oder das nette Lächeln. Never underestimate kindness! Als Kinder haben wir doch auch ganz unverblümt herausgesagt: „Du bist schön!“
4.) Uns selbst nicht so ernst nehmen!! Mamma mia, dieses Streben nach vermeintlicher Unfehlbarkeit nervt. Wir leben nicht in Stepford, kaum jemand steht auf zugeknöpfte Menschen, die uptight und langweilig sind. Bitte runter von der Spaßbremse und regelmäßig über sich selbst lachen!
5.) Große Visionen haben und ohne Scham gigantische Luftschlösser bauen. Dream big! Warum nicht einfach mal wild darauf los ‚pinteresten‘ und Moodboards erstellen, wie wir es früher mit Katalog-Schnipseln gemacht haben. Quelle, Otto & Neckermann waren herrliche Orte der Inspiration für unser späteres Leben. Ein herzhaftes HAHA dazu, wo wir uns früher mit 30 gesehen haben. Cheers! By the way, vielleicht manifestieren wir durch das Visualisieren unserer Wünsche gleich deren Erfüllung…
6.) Dare to shine! Sich einfach mal crazy anziehen, neue Farben, Muster oder whatever ausprobieren und zu seinem eigenen Stil stehen. Lust auf einen Carrie Bradshaw-Moment? Go for it und ab ins Büro mit dem rosa Tüllrock! Spätestens auf Festivals sieht man ganz deutlich, wie viel von der Verkleidungs-Begeisterung aus unserer Kindheit noch übrig ist: Glitzer im Gesicht, Farbe im Haar, Klebetattoos überall – ja, wir haben immer noch den Drang nach Freiheit, Unbeschwertheit und Expressionismus! Und wenn das mittlerweile nur mehr mit Spritzer und Bier geht, so be it. Hemmungen über board!
„Wonn du wüst, bleibst immer jung…“
André Heller knows best: Wir können dafür kämpfen, keine spaßbefreiten, steifen Erwachsenen zu werden, und stattdessen das Kind in uns auf ewig bewahren! Wir Millenials und alles, was danach kommt, haben da vielleicht schon bessere Karten als andere vor uns. Vielleicht hilft das Connecten mit unserem jüngeren Ich sogar dabei, alte Wunden zu heilen und Traumata Stück für Stück abzuschwächen. „Wir machen uns die Welt, widde widde wie sie uns gefällt!“ – Also, nicht unbedingt so, wie wir uns das früher vorgestellt haben, aber ein paar Dinge am Erwachsensein sind doch ganz cool. So viel Eis essen, wie man will, Pizza zum Frühstück, ewig aufbleiben dürfen (auch, wenn wir jetzt immer müde sind – oh, the irony!), nicht aufräumen müssen, wenn es uns vorgeschrieben wird, Sendungen mit Jugendschutz schauen dürfen, Sexy Time fernab der ‚Bravo‘, shoppen, was man möchte, aus Fehlern (anderer) lernen und es besser machen UND sich von toxischen Menschen distanzieren, die man nicht mehr in seinem Leben haben möchte – selbst, wenn es sich um Verwandte handelt.
Wer das Kind-Sein wieder ein bisschen trainieren möchte und nicht weiß, wie, kann sich in den folgenden Punkten ausprobieren – der Sommer steht erst vor der Tür, was für ein wunderbares Timing. Für eure Bucket List:
Spieleabende, Wasserbombenschlacht, Sommerrodelbahn, Klettergarten, Streichelzoo, Animationsfilme schauen, Malbücher anmalen, auf den Jahrmarkt gehen oder in den Wiener Prater und Achterbahn fahren, Kettenkarussell und Zuckerwatte essen (dabei ausblenden, wie unfassbar teuer Fahrgeschäfte sind und dass der bloße Zucker pures Gift für unsere Zähne ist). Grimassen schneiden, Freundschaftsbuch anlegen, in Pfützen springen und im Regen tanzen, Spritzpistolen und Seifenblasen kaufen, vom Sprungturm im Freibad springen und auf der Wasserrutsche um die Wette düsen. Einfach mal Mäci dinieren oder Nudeln mit Parmesan essen und sich zero guilty fühlen!