Inzwischen hat so ziemlich alles seinen eigenen Feiertag. So fällt am 3. Januar in den USA der Tag der schokolierten Kirschen mit dem „Thank God it’s Monday!“-Tag zusammen (letzteren kann sich nur ein_e Zyniker_in ausgedacht haben). Am 2. April darf dich dein Liebling am Kissenschlacht-Tag offiziell mit einem Polsterwurf ins Gesicht wecken und am 8. bringen Brit_innen beim Zeichne-einen-Vogel-Tag ihre ornithologisch-kreativen Ergüsse zu Papier. Ihr merkt schon: Die Bedeutsamkeit mancher kuriosen Gedenktage hält sich gerne mal in Grenzen – auch, wenn wir schokolierte Kirschen natürlich immer begrüßen. Doch wer mit bloßen Fingern zur Nascherei greift, erkundigt sich bestenfalls gleich am 15. Oktober, dem Global Handwashing Day, über das Einmaleins des richtigen Händewaschens. Wir haben an diesem bedeutsamen Feiertag einige spannende Facts für euch herausgesucht und einen kleinen Reminder integriert, wie ihr vom Arm bis zur Fingerspitze wieder richtig sauber werdet – inklusive TikTok-Videos und der einen oder anderen Anekdote.
Wie uns ein Virus das richtige Händewaschen lehrte
Natürlich, sich regelmäßig die Hände zu waschen gehört nicht nur zum guten Ton, sondern auch zu einer gesunden Alltagshygiene. Immerhin verringert es die Verbreitung von Krankheiten und Schmutz. Und obwohl das allgemein bekannt ist, war die Pandemie dennoch ein internationaler Denkzettel, auf dem mit Großbuchstaben und Rotstift die Worte „Gründlich waschen und zweimal Happy Birthday dabei singen!“ geschrieben standen. Statista hat gefragt, wer sich in den letzten Wochen seit März 2020, also seit dem Ausbruch der Pandemie, häufiger die Hände gewaschen habe als normalerweise. Und siehe da: In Österreich griffen 93 Prozent öfter zur Seife, in Deutschland waren es 92. Spitzenreiter ist die Türkei mit ganzen 96 Prozent, Schlusslicht bildet Weißrussland mit 84 Prozent. Nun sagt das nicht zwingend etwas über die Grundhygiene der Länder aus – immerhin könnte „normalerweise“ ja auch heißen, dass die Menschen dort ohnehin ständig die Hände unters Wasser halten. Und doch kann wohl niemand leugnen, dass seit zwei Jahren die tägliche Hygiene viel mehr in den Fokus gerückt ist als in all den Jahrzehnten zuvor.
So machten auch weitere wichtige Fakten die Runde: Beispielsweise, dass laut WHO bis zu 80 Prozent aller Infektionskrankheiten von Hand zu Hand übertragen werden. Aber auch, dass feuchte Hände bis zu 1.000 Mal schneller Krankheitserreger übertragen und dass die am häufigsten vernachlässigten Stellen beim Händewaschen statistisch gesehen die Fingerspitzen, Handflächen und Daumen sind.
It’s all about those hands
Seit das Coronavirus eine für uns so routinierte Angelegenheit wieder präsenter werden ließ, wurden auch die Anleitungen des täglichen Händewaschens wieder öfter neben die Waschbecken gehängt. Die AUVA, die österreichische Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, hat dazu eine praktische Grafik bereitgestellt, die man sich immer wieder zu Gemüte führen sollte. Als Zeitspanne fürs optimale Händewaschen werden 20 bis 30 Sekunden angeführt – genauso lange, wie es eben dauert, zweimal Happy Birthday zu singen. Nachdem es aber eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Menschen gibt, die das Lied nicht nur dann satthaben, wenn es zu ihrem Wiegentag gesungen wird (was tut man eigentlich, während einen alle anschauen und anträllern?), haben wir für euch ein paar Alternativen gefunden.
Die erste lenkt eure Gedanken weg von den Händen und hin zu den anderen beiden Extremitäten: euren Füßen. Denn der Refrain von „I‘m Gonna Be (500 Miles)“ von The Proclaimers hat genau die richtige Zeitspanne dafür: Vom ersten „And I would walk …“ bis hin zu einer Runde „Da-da da-da!“ sind es exakt 20 Sekunden.
Euch ist etwas Zeitgemäßeres lieber? Alle mit Rap-Talent versuchen sich an Eminems „Lose Yourself“. Die Refrainzeilen wiederholen sich hier zweimal, sodass ihr mit dem letzten Satz – „This opportunity comes once in a lifetime, yo!“ – genau bei 22 Sekunden landet (ja, wir haben gestoppt). Zu schwierig, sich die flotten Reime zu merken? Verstehen wir und greifen deshalb auch selbst öfter mal auf Meghan Trainors „All About That Bass“ zurück. Einfach „I’m all about that bass, ‚bout that bass, no treble“ sechsmal wiederholen und ihr seid auf ziemlich genau 20 Sekunden. Lake Health, eine Vereinigung von Krankenhäusern in Ohio, hat übrigens bereits 2016 den Song ein wenig umgedichtet. Eine Version, die heute aktueller ist denn je.
Von der Notwendigkeit zum Trend
Eingängige Eselsbrücken wie diese sorgen dafür, dass wir uns im Alltag mehr Zeit für die tägliche Hygiene nehmen. Um die Ausbreitung des Virus zu verringern, produzierte beispielsweise die Regierung von Vietnam gemeinsam mit dem Tänzer Quang Đăng einen Song samt animiertem Musikvideo und Dance Challenge – und ging damit viral (welch Ironie). Der Trend sorge sogar dafür, dass eine wissenschaftliche Arbeit über das Potenzial von Händewasch-Videos auf TikTok zur Krankheitsvorbeugung geschrieben wurde.
Die Conclusio können wir euch verraten: Einige wichtige Kernpunkte der Hygiene finden darin zwar nicht immer Platz, doch es ist eine praktische, schnell um sich greifende und jugendfreundliche Alternative zu altbackenen Dogmen. Jüngeren Kindern wurde dagegen geraten, sich einen kleinen Virusball (oder auch etwas Freundlicheres) mit einem hautverträglichen Stift auf die Handoberfläche zu zeichnen, der dann bis zum Abend wieder weggewaschen sein sollte. Mit solch spielerischen Zugängen holt man eben auch die jüngeren Generationen mit ins Boot.
Eines ist heute aber längst allen klar: Ordentliches Händewaschen war, ist und bleibt weiterhin wichtig – nicht nur am Global Handwashing Day. Sucht euch also euer Lieblingslied, singt lauthals mit, schwingt ruhig die Hüften beim Schrubben und vergesst die Daumen nicht!