Vegan – ein Selbstversuch!

Kommunikation ist ihre Leidenschaft und ihr Beruf. Hört man ihre Stimme mal nicht durch das Büro schallen, ist sie vermutlich auf Reisen mit ihrem Campervan-Oldtimer Louis. Als Sternzeichen Krebs zieht es sie dazu so oft es geht ans Meer. Als Snackspertin ist es ihre Mission, die besten Pommes der Welt zu identifizieren – eine Aufgabe, die sie sehr ernst nimmt.

Vor mir steht ein Teller köstlich aussehender Zucchini-Spaghetti Bolognese mit Mandel-Parmesan. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen, ein Duft von frischer Tomatensoße, liebevoll zubereitet mit einem Schuss Rotwein – nur für die purpurrote Farbe versteht sich – steigt auf. Aber kann dieses gesunde, kohlenhydratarme Mahl wirklich so deliziös schmecken, wie es aussieht, oder ist es doch zu schön, um wahr zu sein?

Foodtrends beschäftigen uns mittlerweile genauso wie Modetrends. Als Millennial bin ich natürlich begeisterte Avocadobrot-Esserin und um ehrlich zu sein, bin ich auch immer noch so „cringe“ und mache ab und an ein Bild davon. Einer dieser Trends, der sich längst als Lebensphilosophie etabliert hat, ist der Veganismus. Ganz einfach mit Ernährung die Welt verbessern, Instagram und Tiktok machen es vor. Also wenn es so leicht geht, ein gesünderes, bewussteres Leben zu führen, dann muss es das Richtige für mich sein. Ich habe bereits vor Jahren angefangen, Fleisch nur noch am Wochenende zu essen und auch Käse ist für mich nicht so wichtig wie für manch andere Menschen. Also beschließe ich einen Selbstversuch zu wagen. Vegan für eine Woche ist jetzt keine riesen Herausforderung, also nehme ich noch Low Carb dazu.

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Bei meiner Pinterest-Recherche stoße ich auf einen veganen Low-Carb Ernährungsplan. Hoch lebe das Internet! Kommende Woche wird auf sämtliche Lebensmittel, die jemals mit einem Tier in Berührung gekommen sind, verzichtet. Also Fleisch und Fisch sowieso, aber auch keine Eier, Milch und Milcherzeugnisse. Dafür gibt es viele ausgefallene Dinge, die ich im Leben nicht eingekauft hätte. „Keine Sorge, es gibt jede Menge leckere Alternativen“, bestärkt mich meine vegane Freundin Julia. Los geht ein Experiment wie dieses mit dem Einkauf. Weil ich alles richtig machen will, gehe ich dazu natürlich in den Biomarkt. Dort finden sich Sachen wie Mandelmus, Agavendicksaft und jede Menge Tomatenmark in meinem Einkaufswagen. An der Kasse muss ich erstmal tief in die Tasche greifen, 72,95 Euro für einen Wocheneinkauf für eine Person. Gut, einige Produkte habe ich wohl länger im Schrank als fünf Tage, aber trotzdem nicht gerade das übliche Budget für mich.

Zuhause geht es gleich los. Die erwähnten Zucchini-Spaghetti Bolognese stehen auf dem Speiseplan. „Nudeln“ aus Zucchini zu formen, ist eine kleine Herausforderung ohne Profischäler, dafür mit schlechter Hand-Augen-Koordination, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und tatsächlich: Sie schmecken fabelhaft.

In dem Diätplan, aus dem ich die ganzen Rezepte nachkoche, werden alle Gerichte mit einem lustigen Namen bezeichnet. So gibt es am Abend „Broccoholic“, was nichts anderes ist, als gekochter Brokkoli, garniert mit einer Creme aus Zitronensaft und Mandelmus. Zwar bin ich ein großer Liebhaber des grünen Gemüses, allerdings haut mich die Kombination mit dem süßen Mandelmus nicht gerade vom Hocker. Mit knurrendem Magen und leerem Geldbeutel sinkt meine Motivation bereits jetzt ein bisschen.

Neuer Tag, neues Glück. Am zweiten Tag meines Selbstversuches geht es los mit sogenannten „Mini-Crunch-Pancakes mit Himbeer-Joghurt-Eis“ und was soll ich sagen, Pfannkuchen schmecken auch mit Sojamilch hervorragend, dann noch Eis zum Frühstück, selbst kleine Kinder hätten dieses gesunde Mahl genüsslich verschlungen. Mittags gibt es Salat mit Tofu und abends eine Lasagne mit Zucchini statt Teigware und Pilzen als Fleischersatz. Vom Hocker hauen mich diese Zucchini-Lasagne Blätter jetzt nicht, ich bin und bleibe eben Pasta-Lover. Nichtsdestotrotz fühle ich mich erstaunlich leicht, ohne diese Müdigkeit, die mich nach dem Essen immer heimsucht.

So ein_e Veganer_in kann sich nicht einfach darauf verlassen, dass sie oder er überall etwas findet, dass den Hunger stillt, deshalb koche ich gleich noch das Frühstück für den nächsten Tag, Apfel-Zimt-Hirsebrei. Der schmeckt richtig gut und stärkt mich für den Tag. Da ich auch noch ein Leben außerhalb meiner Küche habe, muss ich zur Arbeit, mittags gibt’s nur einen kleinen Snack – Hummus mit Gemüsesticks – dafür gibt es abends leckere „Kohlrabi-Ravioli“. Endlich kann ich aufatmen, ich bin gut gesättigt, fröhlich und richtig fit.

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Ausgeruht und voller Kraft wache ich auf, es gibt einen „Firestarter“, das ist ein Hafermilchgetränk mit Heidelbeeren und Haferflocken, sehr gut und ausnahmsweise schnell gemacht. Ewig kann ich natürlich nicht auf ein sättigendes Mittagessen verzichten und weil es ein langer Tag wird, koche ich noch gleich „Auberginenröllchen“ mit einer Avocado-Paprika Füllung für Mittag. Phu, das ist eine interessante Erfahrung, aber wie heißt es so schön, „der Hunger treibt’s rein“. Meine Hoffnung ist das Backofengemüse, welches ich mir gleich nach der Arbeit mache.

Am Wochenende wird das ganze Experiment dann schon mehr zur Herausforderung. Aber ich widerstehe jeder Versuchung und gönne mir zum Frühstück noch zweimal die Pancakes. Mittags gibt es einmal Linsenbolognese mit Zoodles und einmal Salat. Abends ist zu wenig Zeit zum Kochen, also wird’s einfach ein leichter Snack.

Nach sieben Tagen kochen, kochen, kochen, ziehe ich mein Fazit. Vegan ist definitiv eine Lebensweise, die ich nicht ausschließe. Das Fleisch fehlt mir auf keinen Fall und Alternativen gibt es jede Menge. Positiver Side-Effekt: Es ist erstaunlich, wie schnell mein Körper sich verändert hat. Diese Trägheit und die leichte Übelkeit, die seit Jahren regelmäßig Teil meines Lebens sind, sind wie weggeblasen. Mal sehen, vielleicht führe ich das Experiment ja noch weiter – auf unbestimmte Zeit.

(c) amicella.de

Was ich niemandem vorenthalten möchte: Das leckerste Pancakes Rezept der Welt, passend als Frühstück, Mittag- oder Abendessen oder einfach als köstlicher Sommer-Snack:

Zutaten:

  • 60 g Vollkornmehl
  • 140 ml Sojamilch
  • 20 g Agavendicksaft
  • 1 TL Backpulver
  • 1 Prise Salz
  • ½ TL gemahlene Vanille
  • 30 g gepopptes Amaranth

Alle Zutaten bis auf das Amaranth zu einer homogenen Masse vermengen und dann das Amaranth unterheben. Anschließend in der Pfanne goldbraun braten.

Himbeer-Sorbet Rezept:
  • 150 g TK-Himbeeren
  • 30 g Agavendicksaft
  • 80 g Sojajoghurt Natur

Alle Zutaten für das Eis pürieren und mit den Pancakes, etwas Banane und Himbeeren servieren.

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