Ein Sommelier plaudert aus dem Weinkeller

Im Gespräch mit Markus Gladitsch – Sommelier im Falkensteiner Schlosshotel Velden – über „funky“ Weine, wie fehlendes Trinkgeld sein Leben veränderte und er selbst ein Stück Kärntnergeschichte geschrieben hat…

Kann jeder Sommelier bzw. Sommeliere werden?

Ja, im Prinzip schon. Es kann sich auch jeder als Sommelier bezeichnen – es handelt sich hier um keinen geschützten Begriff, deswegen kann sich jeder und jede ohne vorherige Ausbildung als Sommelier bzw. Sommelière bezeichnen. Es gibt ja auch Kurse, die man jederzeit besuchen kann.

Unsere Leser_innen könnten theoretisch auch gleich als Sommelière/Sommelier im Schlosshotel anfangen?

Man tut schon gut daran eine Schule oder Kurs zu besuchen. 😊 Ich habe den Jungsommelier z.B. in der Schule gemacht und ein paar Jahre Praxiserfahrung in der österreichischen Gastrolandschaft gesammelt. Das ist eine gute Basis – im weiteren Schritt kann man sich entscheiden ob man den Kurs zum Diplomsommelier oder die Weinakademie besucht – momentan schließe ich die finalen Kurse zum Weinakademiker ab.

Was haben ein Gast, ein Buch und fehlendes Trinkgeld mit deinem Karriereweg zu tun?

Das ist eine lustige Geschichte – denn hier hat wirklich die Berufung mich gefunden. Lange habe ich im Tourismusverband gearbeitet und das war mir auf Dauer einfach zu trocken. Ich brauchte mehr Action, weil ich kein Büromensch bin. Also gings für mich nach 4,5 Jahren wieder zurück in die 5 Sterne-Hotellerie. Da gab es eines Tages einen Gast, der passte irgendwie gar nicht zu dem Haus – er verlangte nie eine Weinkarte, sondern wollte alles direkt von mir wissen. Er hat mich bewusst gefordert. Aufgrund der gezielten Fragen jeden Tag, musste und wollte ich mich mit den Weinen in unserer Karte intensiver auseinandersetzen und habe gemerkt wie spannend die Welt des Weins ist. Den gesamten Aufenthalt über gab besagter Gast niemals Trinkgeld, sondern schenkte mir ein Buch und meinte, das Trinkgeld sei darin – ich fand jedoch nichts. In dem Buch ging es um Manifestation und Meditation und ich konnte nichts damit anfangen, aber eines Abends nahm ich es doch zur Hand und jetzt bin ich hier – dieses Erlebnis, dieser Gast haben mir den Weg geebnet. Der Inhalt begleitet mich noch heute und hilft mir dabei meine Ziele mit vollem Fokus zu verfolgen.

Dein absoluter Lieblingswein?

Puh, das kann ich nicht wirklich sein – es gibt zu viele gute. Aber was ich wirklich gerne mag sind Weine die polarisieren, Weine die überraschen, weil man denkt den Geschmack vorab schon zu kennen und ebenso gute Tropfen, die einen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

 Was kann man sich als Gast von deiner Beratung erwarten?

Mein Anspruch an mich ist es, den Gästen im Schlosshotel nicht nur einen Wein zu empfehlen, sondern ihnen Erfahrungen mitzugeben. Ich verblüffe unsere Gäste gerne und möchte ihren Horizont erweitern – was mir bisher auch immer gut gelungen ist 😊

„Die Weinwelt ist schlichtweg zu dynamisch, um sie auf Papier mehr als nur skizzieren zu können“
Markus Gladitsch
Sommelier

Welche Rolle spielen Hashtags in der Weinkarte im Schlosshotel Velden?

Um die Gäste auf die kommenden Geschmackswelten vorzubereiten schrieb ich eine neue Weinkarte habe mit Hashtags versucht jedem Wein ein Grundgesicht zu geben. So trägt z.B. ein Wein vom Neusiedlersee diese Attribute: #funky #slight #mineral #deep #tropical.fruit #smoke #herbal.zing #candied.orange.zest #nutmeg #biodyn – ich glaube, da kann man sich schon gut etwas darunter vorstellen.

Was erwartet den Gast bei einem „Funky Wein“?

Ein Aromenspektrum, dass man so nicht erwartet. Meist unfiltrierte, kaum geschwefelte Weine mit leichter Trübung oder Weißweine mit leichten Gerbstoffgerüst. Richtig eingesetzt geniale, unvergessliche Weine.

Hast du Tipps für angehende Weinsammler_innen?

Am besten mit Weinen aus dem Heimatland beginnen und direkt bei Winzer_innen kaufen. 70% weiß und 30% rot – es ist lustig, viele wissen gar nicht, dass man auch Weißwein reifen lassen kann und dieser oft erst nach 3-5 Jahren seine wahre Struktur zeigt – die meisten Smaragde aus der Wachau reifen exzellent. Im Roten Bereich würde ich dazu Raten reinsortig Blaufränkisch aus dem Südburgenland einzulagern – nach einigen Jahren haben die teilweise die Eleganz eines großen Pinot Noirs.

„Put Kärnten on your wine map!”
Markus Gladitsch
Sommelier

Wie kam es zum exklusiven Schlosswein für das Falkensteiner Schlosshotel Velden?

Wir haben tatsächlich einen exklusiven Schlosswein für das Schlössel produziert. Kärnten ist kein typisches Weinland, hat aber potential und steckt noch in den Kinderschuhen, daher die Idee – um zu zeigen, dass Kärnten Potenzial verfügt um großen Wein zu produziert. Die Produktion war sehr limitiert und von 400 Falschen gibt es auch nur noch 20.

„Von Schloss zu Schloss“

Bei unserem Schlosswein handelt es sich um einen straffen, mineralischen Riesling, der gemeinsam mit der Weinbaupionier Familie Gartner produziert wurde. Die Reben waren am Schloss Thürn auf steilen Uhrgesteins-Terrassen zu finden und erinnerten an die Steillage der Wachau

Es handelt sich um die letzten Flaschen von Kärntens ältesten Reben die es inzwischen leider nicht mehr gibt.

Die Etikettierung hat auch kein Unbekannter entworfen?

Das Etikett des Schlossweins hat Hans Salcher gestaltet und macht es somit zu etwas noch Einzigartigerem.

Dieser Wein geht in die Kärntnerweingeschichte ein…

Früher haben wir den Wein noch im Seespitz verkauft, aber ich versuche die Flaschen jetzt etwas zurückzuhalten, weil sie ein Stück Kärntnergeschichte sind – Schloss Thürn wurde verkauft, die Rebstöcke aus denen unser Wein gemacht wurden leider gerodet

Genug über Wein geplaudert! Urlaub buchen, Koffer packen und den Wein selbst im Falkensteiner Schlosshotel verkosten! 😉

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