Ich habe eine Woche nach Instagram Weisheiten gelebt!

Team Katze, selten offline. Mit viel Leidenschaft und wenig Planung bereist sie die Welt – seit 2017 ganz offiziell als Familie. Daher weiß sie, dass das Reisen mit Kleinkind manchmal mehr als Ortswechsel zu verstehen ist. Entspannung kommt dann später.

Sie sind überall. Manchmal fühlen sie sich an wie der moralische Zeigefinger des Internets, und besonders auf Instagram werden sie zu Hauf verwendet. Wovon ich rede? Von inspirierenden Sprüchen und kleinen Handlungsanleitungen für ein glücklicheres, besseres, schöneres Leben. Aber stimmt es wirklich, was diese kleinen Sprüche versprechen? Macht es mich zu einem besseren Menschen in unserer Welt, wenn ich mir diese kleinen Textfetzen zu Herzen nehme? Ich finde es heraus und werde eine Woche lang nach den Instagram-Weisheiten leben. Wollt ihr mich begleiten? Na dann los:

MONTAG: STOP AND SMILE AT A STRANGER

Es ist Montagmorgen, das Wochenende sitzt noch in den Knochen und mein Experiment beginnt. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Also nehme ich mir für den Anfang eine eher leichte Aufgabe vor. Doch als ich beginne mich zusammenzupacken kommen mir erste Zweifel. Soll ich wirklich wildfremde Menschen auf der Straße anlächeln? Werden sie mich für verrückt halten? Wahrscheinlich! Wird es wehtun? Eher nicht!

Den ersten Versuch starte ich wenige Meter von unserem Kindergarten entfernt. Ja das ist ein bisschen feig, aber man lernt ja auch im seichten Wasser schwimmen, oder? Ich straffe also die Schultern, verberge mein resting b**** face und lächle drauf los. Siehe da, es funktioniert, die Mutter, deren Namen ich nach über einem Jahr im Kindergarten noch immer nicht kenne, lächelt aufrichtig zurück. Ich könnte die Gelegenheit nutzen, um sie nach ihrem Namen zu fragen – möchte aber mein Pulver nicht gleich verschießen, also gehe ich weiter.

Den Tag verbringe ich damit aktiv fremde Menschen anzulächeln, viele sind irritiert – das ist mir dann auch ein bisschen peinlich, aber die meisten freuen sich und ich bekomme viele freundliche Gesichter zurück. Das Highlight des ersten Tages ist definitiv der Moment, als sich ein junger Kerl auf seinem Fahrrad nach mir umdreht, weil ich ihn so nett angelächelt habe – gewonnen würde ich sagen ????

Mittlerweile tun mir aber schon ein bisschen die Backen weh, deshalb lasse ich es gut sein und schlendere nach Hause.

DIENSTAG: KINDNESS IS THE NEW COOL

Der Dienstag ist sozusagen eine kleine Steigerung nach dem wirklich erfolgreichen Montag. Zeit also, die Ziele etwas höher zu stecken und mich einem Thema zu widmen, das ungeduldigen und quirligen Menschen wie mir immer wieder schwerfällt: Höflichkeit. Eine Tugend, und eigentlich auch ein fester Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Lebens. Möchte man meinen.

Wenn man sich unseren meist stressigen (städtischen) Alltag allerdings so ansieht, bleibt die Höflichkeit oder Kinderstube manchmal einfach auf der Strecke. Da kommt Instagram mit seinem Merksatzerl gerade richtig. Und da ich im Herzen Prinzessin und immer schön sein möchte – die perfekte Herausforderung für diesen Dienstag.

Doch wie geht man das mit der Höflichkeit am besten an? Meinen ersten Versuch starte ich beim Bäcker ums Eck. Zum ersten Mal seit drei Jahren blicke ich unserem Bäckereifachangestellten zuerst in die Augen und dann auf sein Namensschild, Thomas steht da – ob er wirklich so heißt weiß ich natürlich nicht. Ich bestelle also mein Kipferl, sage Bitte und Danke, wünsche einen schönen Tag und bringe sogar das Tochterkind dazu ebenfalls einen schönen Tag zu wünschen. Hat nicht länger gedauert als sonst, war aber um einiges angenehmer als normal – funktioniert gut diese Geschichte mit dem höflich sein.

Im weiteren Tagesverlauf lasse ich Personen mit nur einem Teil an der Supermarktkassa vor, lasse gestressten Menschen den Vortritt an der Rolltreppe und biete mich aktiv an Kinderwagen in die alte Straßenbahn zu heben. Beschwingt durch den Erfolg des Tages denke ich kurz darüber nach noch eine Runde mit dem Auto zu drehen, um meine neue Höflichkeit auch im Straßenverkehr zu testen, aber so weit bin ich noch nicht. Das muss noch etwas warten …

MITTWOCH: DO MORE OF WHAT MAKES YOU HAPPY

Nachdem ich die ersten beiden Tage wirklich mit vollem Einsatz dabei war, möchte ich mir am Mittwoch – dem Wochenteiler – etwas Gutes tun. Die Quote des Tages ist wie geschaffen dafür. Und doch sitze ich in der Früh auf der Kante der Badewanne und weiß noch nicht so recht, wie ich diesen Mittwoch angehen soll. Mach mehr, was dir Spaß macht. Große Freizeitaktivitäten kommen nicht in Frage – das Büro wartet. Schnell zum Flughafen und mal schnell weg? Geht auch nicht … ich muss also kleiner denken.

Am Weg zum Kindergarten habe ich noch immer nicht so recht die zündende Idee, wie ich meinen Tag mehr happy machen könnte und beschließe die letzte Station bis zum Büro zu laufen … Unterwegs habe ich mir eine Zeitung gekauft, mich in den Gastgarten eines Cafés gesetzt, mir einen wunderschönen Cappuccino bestellt und eine halbe Stunde meinen Kaffee und die Zeitung in der Sonne genossen. Eine halbe Stunde später im Büro als normalerweise denke ich mir: Ja! Das musst du definitiv öfter machen. Mission erfolgreich!

DONNERSTAG: DON’T BE SORRY

So, der Donnerstag steht vor der Tür. Meine Woche ist fast rum und bis jetzt habe ich mich eigentlich nur positiven Verstärkern gewidmet. Es wird Zeit einen meiner Angstgegner zu treffen. Ich werde heute Nein sagen und mich dafür nicht entschuldigen. Ich gehöre zu einer Gruppe sehr harmoniebedürftiger Menschen, die es gerne allen recht machen und Konflikte vermeiden. Einfach nicht Nein zu sagen hilft dabei sehr. Ein Umstand, der mir unter Freunden immer wieder Hohn und Spott entgegenkommen lässt.

Zurück zum Thema: Schon in der Früh bin ich etwas unrund. Mal sehen, was der Tag so bringt, wird überhaupt eine Situation kommen, in der ich mich aus dem Spiel nehmen kann? Auf dem Weg zur U-Bahn werde ich von einem ziemlich großen Mann angerempelt – reflexartig, wahrscheinlich auch, weil ich die letzten Tage so höflich war, rutscht mir ein „tschuldigung“ raus, obwohl ich nicht mal schuld war. Na, das fängt ja schon gut an … gleich zu Beginn richtig gescheitert. Also Schultern straffen, weiter gehen und mein Mantra beten: „Ich werde heute Nein sagen, und mich dafür nicht entschuldigen.“

Später an diesem Tag komme ich wirklich noch in die Situation. Ich lehne die Teilnahme an einem Projekt ab, da ich nicht genügend Zeit habe. Ich entschuldige mich nicht und fühle mich schlecht. Nachhaltig. Ein Thema, das sich nicht an einem Tag ändern lässt – ich werde weiter an mir arbeiten.

FREITAG: TRUST YOUR INTUITION

In einem Seminar habe ich mal gelernt, dass unsere Intuition das schnellste Denken ist, das wir abrufen können. Sie ist die Summe unserer Erfahrungen und Learnings und so schnell, dass wir ihr oft nicht vertrauen. Was sich nach Bauchgefühl anfühlt, ist aber fundiertes Wissen, auf das wir vertrauen sollten. Doch das muss man üben – die Challenge für diesen Freitag.

So höre ich auf meinen Bauch und versuche nicht zu sehr über Details meiner Entscheidungen nachzudenken. Entscheidungen nicht zu zerdenken. Was achtlos oder einfach klingt, ist für mich eine Lektion in Sachen Selbstbeherrschung. Aber wie heißt es so schön: Übung macht den Meister und als ich am frühen Nachmittag das Büro verlasse, habe ich viel geschafft, effizient meine Aufgaben abgearbeitet und kann mich mit freiem Kopf auf ein entspanntes Wochenende mit der Family freuen. Der Abschluss meiner Testwoche steht auf dem Programm.

WOCHENENDE: SAFE WATER, DRINK CHAMPAGNE!

Der Titel sagt es glaube ich von selbst. Das Wochenende wird in vollen Zügen genossen. Und weil ich mir nach dieser phasenweise doch recht anstrengenden Woche, wirklich etwas gönnen möchte, packen wir unsere Freunde ein und treffen uns zum Brunch. In der Sonne. Gutes Essen, eine Flasche Rosé-Sprudel. Denn genauso soll das Wochenende sein: in guter Gesellschaft, mit gutem Essen und ein bisschen rosaroter Brille.

Das Fazit meiner Woche: Instagram mag uns manchmal moralisch bevormunden, aber wenn man sein Verhalten ein wenig reflektiert, kann man sich den Alltag in vielen Situationen einfach angenehmer und einfacher gestalten. An manchen Aufgaben kann man wachsen – das ist kein Projekt für einen Tag – aber ich denke, wenn man seine Stärken und Schwächen kennt, kann man gezielt daran arbeiten und ein schönes Leben im Alltag führen – Instagram hin oder her ????

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