Tagebuch eines Handtuchs

Liebe Lesende, liebe Reisende,

wenn wir uns kurz vorstellen dürfen: Wir sind regelmäßig im Urlaub, bleiben aber sehr häufig auf den Zimmern. Uns ist meistens zum Kuscheln zumute, gerade nach Ausflügen in den Spa-Bereich oder nach einer gemütlichen Dusche. Man könnte sagen, dass wir die meiste Zeit irgendwo rumhängen oder gleich liegen – und jeder von euch hat uns schon mal gesehen. Kurzum: Wir sind Handtücher. Und dies ist die bisher weitestgehend unbekannte Geschichte unseres Daseins.

Flauschig und viele

Um es gleich vorweg zu nehmen: Unsere Familie ist recht groß und in jedem Hotel zugegen. Wir begrüßen dabei jeden Gast in mehrfacher Ausführung: Unsere kleinsten Sprösse, die sich meistens in der Nähe des Waschbeckens aufhalten, die mittleren und größeren Geschwister für Duschvorhaben, jene für den Spa- und Sauna-Gebrauch – und natürlich Reserven für den Fall der Fälle. Je nach Größe des Hauses findet ihr 1.300 bis 2.000 Geschwister von uns vor.

Wir sind dabei sehr genügsam, denn wir brauchen nicht viel. Alles, was wir uns wünschen, ist hin und wieder ein Bad. Dabei geht es heiß daher: 90 Grad (spätestens im Trockner) sollten es schon sein, damit wir uns nach dem Gebrauch wieder frisch fühlen.

Der richtige Umgang hält uns lange am Leben und vermeidet so, dass wir unsanft aus dem Hotel geworfen werden. Und wenn wir nicht stark verschmutzt sind, können wir auch mehrmals verwendet werden.

Denn seien wir mal ehrlich: Wer wäscht uns daheim schon nach jedem Gebrauch? Eben. Das kommt übrigens auch der Umwelt zugute und darf deshalb gern beachtet werden.

Wir können uns doch nicht wehren…!

Apropos Umgang: Wir sind nicht für jeden Dreck zu haben!

Zwar liegt die Vermutung nahe, dass wir uns „gerne“ um vergossenen Rotwein oder verschmutzte Stiefel kümmern; das ist jedoch eine frei erfundene Geschichte und wir möchten davon Abstand nehmen. Wenn ihr wüsstet, welche Körperstellen wir auch so schon jeden Tag erblicken müssen… danke für euer Verständnis!

Unsere entfernten Verwandten, Putztücher, sowie Schuhputzmaschinen kümmern sich aber jederzeit gerne um eure „schmutzigen Angelegenheiten“.

Ein weiteres No-Go ist es auch, uns unerlaubt von unserem Zuhause zu entfernen – das nennt man Kidnapping (und je nach Material auch Knit-napping)! Auch werden wir nicht gerne bei rasch aufziehendem Schlechtwetter draußen liegengelassen; der Fürsorgepflicht der Umsichtigen unter euch ist es zu verdanken, dass wir nicht andauernd vom Wind verweht werden.

Unser vollster Einsatz, nur für euch!

Wenn ihr diese Punkte beachtet, haben wir eigentlich ein schönes Leben: Wie bereits erwähnt verbringen wir die meiste Zeit unseres Lebens in der Horizontale. Ob auf der Sonnenliege oder in der Sauna: Klar, manche nutzen uns als Fußabtreter oder setzen sich nackt auf uns drauf – aber hey, wer kann schon von sich behaupten, den perfekten Job zu haben?

Wir lieben es zudem, durch unsere wunderschönen Heimaten getragen zu werden und die Umgebung zu erkunden! Zwar werden wir eben auch häufig in für uns vorgesehene Behälter geworfen und uns wird schwindelig, wenn wir in der Wäsche sind. Wir wissen aber, dass uns das hin und wieder guttut und ihr uns dann ebenfalls wieder mit offenen Armen in Empfang nehmt.

Was auch passiert, liebe Gäste: Wir sind für euch da und werden es auch in Zukunft sein. Wir freuen uns, euch schon bald wieder in „unseren“ Häusern begrüßen zu dürfen!

Tauche ein und finde...