Was sich deine Mutter wirklich zum Muttertag wünscht

Team Katze, selten offline. Mit viel Leidenschaft und wenig Planung bereist sie die Welt – seit 2017 ganz offiziell als Familie. Daher weiß sie, dass das Reisen mit Kleinkind manchmal mehr als Ortswechsel zu verstehen ist. Entspannung kommt dann später.

von roten rosen und echtem Fifty/Fifty

Jedes Jahr um diese Zeit pfeifen es die Spatzen von den Dächern, es ist Muttertag. Da werden Blumen gekauft und wie wild Geschenke gekauft und gebastelt. Die schon oben erwähnten Spatzen pfeifen im Chor. Mama freut sich über Blumen, über Schokolade sowieso, Frühstück ans Bett muss sein. Und der Haushalt, der muss der braven Mama an diesem einen Sonntag auch abgenommen werden. Freut man sich als Frau im Jahr 2021 wirklich über diese Gesten? Ich weiß es nicht. Und obwohl meine Headline etwas anderes verspricht, kann ich nicht wirklich für alle Mütter sprechen. Daher spreche ich heute einfach über mich. Quasi Neomama. Durchlebte Muttertage: 4.

Ich muss sagen, dass meine Beziehung zu diesem Tag schon immer etwas schwierig war. Schon als Kind hatte ich ein Problem mit dem Ursprung dieses Tages, seiner Geschichte und seiner Entwicklung. Vom Sinnbild eines Ideals, den niemals jemand wirklich gerecht werden wollte, hin zum blinden Konsum ohne Bedeutung.

Anstatt also auf ein Frühstück am Bett zu warten und mich über mein obligatorisches Blumensträußchen zu freuen, habe ich mir also Gedanken gemacht – darüber, was ich mir wirklich wünsche: von Gesellschaft, Politik und auch von mir selbst.

1. Ich möchte eine Frau sein, kein Klischee

Ich bin eine Mutter, die Vollzeit arbeitet – genauso tut es mein Mann. Unsere Tochter wird den Großteil der Woche fremd betreut. Die Sache ist ganz klar. Rabenmutter, karrieregeil, warum habe ich eigentlich ein Kind bekommen, wenn ich dann nicht bei ihm sein möchte? Die Frage nach der Vereinbarkeit wird mir regelmäßig gestellt – meinem Mann allerdings nie. Wäre ich noch immer zu Hause, würde ich eine ruhige Kugel schieben, eine dumme Hausfrau sein, der Gesellschaft auf der Tasche liegen, würde Glucke und ähnliches genannt werden. Die Bewertung kommt oft schnell über die Lippen, ohne Hintergründe zu kennen oder sehen zu wollen.

Ist es in unserer heutigen Zeit wirklich angebracht die Qualität von Erziehung, Zusammenleben und Familie daran zu messen, ob die Mutter Hausfrau ist oder nicht? Ich denke nicht! Ich wünsche mir Frau zu bleiben, Frau zu sein, und nicht nur auf meine Mutterrolle reduziert zu werden.

2. Ich Wünsche mir echtes Halbe/Halbe

In den meisten Familien um mich herum, ist die Mutter für den Haushalt zuständig – wir bilden da eine kleine Ausnahme, denn mein Mann ist eine viel ordentlichere Seele, als ich es je sein könnte. Doch abgesehen vom Haushalt, bleiben viele Pflichten, die mit dem Großziehen eines Kindes einhergehen, automatisch an der Mutter hängen. Punkt. Ist so!

Ein kleines Beispiel: erkrankt der Nachwuchs und muss vom Kindergarten oder der Schule abgeholt werden, wird die Mutter angerufen. Da fährt die Eisenbahn drüber. Selbst, wenn die Telefonnummer des Vaters als erstes in die Liste eingetragen wurde – weil er zum Beispiel gleich um die Ecke arbeitet. Die Bereitschaft alles stehen und liegen zu lassen, um das Kind so schnell wie möglich zu holen, wird anscheinend nur der Mutter zugetraut.
Umgekehrt kontaktiert unser Vermieter zum Beispiel immer meinen Mann, wenn er etwas benötigt. Ich frage mich dann immer, warum? Er hat noch nie mit ihm aktiv korrespondiert oder die Miete überwiesen. Diese Aufgaben fallen in unserer Aufteilung mir zu – ich habe ja schon in Punkto Haushalt versagt 😉 – trotzdem bin ich nur die zweite Wahl, wenn es darum geht ein wichtiges Detail zu klären.

Ich wünsche mir ein Umdenken, weg von klassischen Rollenbildern, hin zur Realität. Es geht nicht um Frau oder Mann, es geht um Interessen und Stärken. Es geht um das gerechte Aufteilen von Verantwortlichkeiten, nicht um einen Tag im Jahr haushaltsfrei…

3. Ich wünsche mir echte Chancen

In vielen Jobs werden Mütter noch immer nicht so recht ernst genommen. Zurück aus der Karenz ist es meist schwer beruflich noch weiter voranzukommen. Oft liegt das nicht an Leistung, mangelndem Engagement oder mangelnder Flexibilität, sondern an einem kleinen, aber meist entscheidenden Detail: Teilzeitarbeit. In vielen Bereichen gilt noch immer das meist ungeschriebene Gesetz: vorankommen kann nur, wer Vollzeit arbeitet. Dieser Umstand nimmt vielen ausgezeichnet ausgebildeten Frauen die Möglichkeit, das zu tun, worin sie richtig gut sind. Der Kompromiss ist meistens allerdings die schlechtere Lösung – und zwar für beide Seiten. „Neue“ Technologien machen viele Berufe unabhängig von einem festen Arbeitsplatz und Modelle wie „Job Sharing“ erlauben es auch Teilzeitkräften die Karriereleiter zu erklimmen.

Ich wünsche mir also echte Chancen für uns Mütter. Denn diese helfen 100 Mal mehr als ein Mutterverdienstkreuz.

4. Ich wünsche mir Zeit

An manchen Tagen wünsche ich mir, ich könnte die Zeit anhalten. Meistens sind es Tage, an denen mir bewusst wird, wie vergänglich alles ist. Wie schnell aus einem Baby ein Kleinkind und eine richtige kleine Persönlichkeit geworden ist. Und wie viele Dinge einfach für immer vorbei sind. Der unglaublich gute Geruch eines Neugeborenen, das Gefühl, wenn das kleine Ding das erste Mal lächelt und der unendliche Stolz, wenn ich sehe, wie mein kleiner Frechdachs selbstbewusst in den Kindergarten marschiert.

Und doch schlagen in meiner Brust zwei Herzen. Das Mamaherz, das danach verlangt so viel Quality-Time wie möglich mit meiner Familie zu verbringen und das Frauenherz, das sich nach Mädelsabenden, durchtanzten Nächten und zu vielen Frozen-Daiquiris sehnt. Dann denke ich daran, wie schön es doch wäre, mit meinen Mädels in den Urlaub zu fahren – einfach so, und ganz ohne schlechtem Gewissen. Und jetzt kommt der total verrückte Gedanke: warum nicht einfach machen? Klar, aktuell schwierig wegen Corona und so, aber träumen ist nicht verboten!

Ich wünsche mir also einen Girls-Trip mit meinen beiden Mädels. Ohne Männer, ohne Kinder – einfach so wie früher. Nur das Budget für das Hotel tauschen wir bitte gegen das Falkensteiner Balance Resort in Stegersbach aus 😉 Wann geht’s los?

Nun aber Butter bei die Fische, wie man weiter nördlich so sagt: Es ist mir wichtig, dass wir die Zeit, die wir miteinander verbringen, genießen. Den Alltag immer wieder aussperren und einfach machen, was Freude bereitet – dann wenn wir wollen, und nicht wenn der Kalender sagt.

Darum habe ich mir meinen letzten und größten Wunsch hier für den Schluss aufgehoben: lassen wir den Muttertag einfach Muttertag sein. Verzichten wir auf die Blumen, auf Frühstück ans Bett, auf die Karten mit Sprüchen wie „Mütter sind wie Knöpfe, sie halten alles zusammen“ und auf „einen freien Tag für Mama“.

Gehen wir einfach ein Eis essen. Denn, wenn wir uns ehrlich sind, macht eine gute Portion Eis einfach alles wunderbar. 🙂

Tauche ein und finde...